Der Weg eines jeden Yachtlacks beginnt im Labor und führt über eine Hightech-Produktionslinie. Jens Büning vom ALEXSEAL Yacht Coatings Laborteam zeigt den IBI-Lesern, wie und warum neue Yachtbeschichtungen entwickelt werden 

Bevor wir uns ansehen, wie eine neue Beschichtung entwickelt wird, wollen wir uns zunächst anschauen, warum wir bei ALEXSEAL neue Beschichtungen entwickeln. Dafür gibt es in der Regel zwei unterschiedliche Beweggründe, wie Jens Büning, Laborleiter am ALEXSEAL-Standort Mankiewicz in Hamburg, erklärt: "Zum einen beginnen wir mit der Formulierung einer neuen Beschichtung, um unser bestehendes Portfolio zu erweitern, etwa um eine Technologie, die wir bisher noch nicht eingesetzt haben. Das war zum Beispiel bei unserem Acrylic Topcoat X der Fall. Es gab bereits Acryllacksysteme auf dem Yachtmarkt. Dennoch wollten wir ein neues Acryl für die gesamte Branche entwickeln.

"Ein zweiter, noch spannenderer Ansatzpunkt kommt aber aus dem Markt. Wenn sich zum Beispiel eine neue Herausforderung ergibt, für die es noch keine Lacklösung gibt, dann ist unser Forschergeist besonders gefordert."

Beispiele hierfür sind neue Anforderungen an die Lackoberfläche in Bezug auf Beständigkeit oder Funktionalitäten oder neue Materialien, auf denen ein Lack haften muss.

Der Wunschzettel

Wenn die neue Herausforderung erkannt ist, besteht der erste Schritt nicht darin, ein neues Lackrezept zu formulieren, sondern eine Wunschliste für den Lack zu erstellen, in der festgelegt wird, was er idealerweise können sollte.

Das Laborteam macht das aber nicht allein, sondern bezieht das weltweite Vertriebsteam von ALEXSEAL mit ein. Sie sprechen aktiv mit Kunden auf dem Markt, die die neue Beschichtung gut gebrauchen könnten. Damit werden zwei wichtige Aspekte sichergestellt:

  • Erstens können Sie sicher sein, dass die Eigenschaften der Beschichtung mit Blick auf den Kunden entwickelt werden.
  • Zweitens stellt die globale Präsenz des ALEXSEAL-Teams sicher, dass die lokalen Anforderungen des Kunden (z. B. klimatische Bedingungen) auf der Wunschliste berücksichtigt werden.

Weltweit kann ALEXSEAL auf mehrere interne Anwendungstestzentren zurückgreifen, wie dieses in Hamburg, Deutschland. Diese Zentren werden häufig in Zusammenarbeit mit Kunden genutzt, um das Beschichtungswissen auf beiden Seiten zu schulen, auszutauschen und zu erweitern.

Wünsche verwirklichen

Der Laborleiter von Alexseal, Jens Buning

Der Laborleiter von Alexseal, Jens Büning

Erst wenn die Wunschliste feststeht, beginnt das Laborteam mit der Formulierung der Beschichtung. "Die erste Frage, die wir uns stellen, ist, ob es bereits ein ähnliches Beschichtungssystem im Mankiewicz-Portfolio gibt, das in einem ganz anderen Markt von erheblichem Vorteil sein könnte, weil wir auf die Erfahrungen aus zahlreichen anderen Branchen zurückgreifen können", so Jens weiter. "Hier gibt es wertvolle Synergien, vor allem in der Bahn- und Luftfahrtindustrie."

Unabhängig davon, welche Art von Yachtfarbe entwickelt wird, sind diese grundlegenden Funktionen immer ein absolutes Must-have:

  • Hervorragende UV-Stabilität ist notwendig, um die Farbe und den Glanzgrad langfristig zu erhalten, da die Kraft der Sonne eine starke Wirkung auf Wasser hat.
  • Ein guter Verlauf der Farbe auf der Oberfläche ist ebenfalls entscheidend. Die Farbe muss gleichmäßig auf die Oberfläche aufgetragen werden, damit sie später wie eine reflektierende Oberfläche aussieht. An senkrechten Rumpfseiten ist dies eine spannende chemische und physikalische Herausforderung.
  • Die Trocknungseigenschaften und die Overspray-Aufnahme müssen aufeinander abgestimmt sein. Die Anwender wollen natürlich, dass der Lack schnell trocknet, um Staubeinschlüsse zu vermeiden. Andererseits braucht der Lack eine ausreichend lange offene Zeit, um den Overspray beim Lackieren gut aufzunehmen. Dies ist besonders wichtig bei großen Flächen und beim Einsatz mehrerer Lackierer.
  • Eine Haltbarkeit von mehreren Jahren wird immer angestrebt.

Dann fügen wir die Eigenschaften hinzu, die auf der Wunschliste für die zu entwickelnde Beschichtung stehen. Bei der Formulierung wird ein besonderes Augenmerk auf die Auswahl geeigneter Harze gelegt, da diese die Kerneigenschaften des Lacks maßgeblich beeinflussen. Mit Hilfe von Additiven kann der Lack dann bis in die kleinsten Nuancen fein abgestimmt werden.

Schwarz-Weiß-Ansicht

Schwarz und Weiß sind die Farben, die wir für eine neue Lackierung zuerst entwickeln. "Ein Grund dafür ist, dass weiße Yachten einen großen Teil des Marktes ausmachen", sagt Jens. "Andererseits sind Schwarz und Weiß auch hervorragende Farben, um erste Leistungstests mit dem neuen Anstrich durchzuführen."

Die Prüfung von Lacken ist ein wesentlicher Schritt zur Markteinführung. ALEXSEAL testet unter drei Aspekten:

  1. Mehrere spezialisierte anwendungstechnische Abteilungen weltweit simulieren in klimatisierten Spritzkabinen verschiedene Lackierszenarien mit Originalgeräten der Industrie.
  2. ALEXSEAL hat viele Kunden auf der ganzen Welt, die sich gerne an praktischen Tests beteiligen. Jens kommentiert: "Wir freuen uns natürlich, dass es diese 'Gemeinsam nach vorne gehen'-Mentalität im Markt gibt. Am Anfang, trotz aller Chemie und Expertise, hilft manchmal das Prinzip Versuch und Irrtum, um den Weg zur perfekten Lösung zu beschleunigen."
  3. In unserem hauseigenen Testzentrum führen wir verschiedene Testsimulationen durch, z. B. das Reiben von Seilen am Rumpf. Wir prüfen auch die Wetterbeständigkeit, die UV-Stabilität und die Salzwasserbeständigkeit.

Das Labor kann das Material für diese Tests in kleinen Mengen herstellen, ausgestattet wie eine kleine Produktionslinie.

Sobald alle Tests und die ersten Probeanstriche auf dem Markt abgeschlossen sind, geht der Lack in die klassische Produktion, und das Labor beginnt mit der Arbeit an einer breiten Palette von Farben für das neue Lacksystem.

"Wenn man mit einer Farbe bei Null anfängt, dauert dieser Prozess ein bis zwei Jahre", erklärt Jens. "Wenn ich aber eine ähnliche Farbe habe, auf der ich aufbauen kann, geht es viel schneller".

Für einen perfekten Abschluss gibt es immer das gleiche Rezept: Fachwissen, Erfahrung, eine kleine Prise Geduld und Experimentierfreude.